Ist Google Analytics wirklich kostenlos?

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Nein. Google Analytics ist nicht kostenlos und wird nie kostenlos sein. Die meisten Unternehmen vergessen, dass bei einer Anschaffung von neuen Software-Lösungen die sogenannten Total Cost of Ownership entstehen. Unter dem Begriff TCO wird eine Betrachtung aller Kosten verstanden, die mit der Beschaffung/Verwendung von Gütern verbunden sind. Neben dem Preis einer Webanalyse-Software werden weitere Faktoren wie zum Beispiel die Wartung oder die Instandhaltung hinzugerechnet. Zwar fällt bei Google Analytics kein Preis für den Erwerb dieser Software-Lösung an, jedoch entstehen auch hier mit der Einführung von dieser Lösung zusätzliche Kosten, die unter die TCO-Aspekte fallen.

Der TCO-Begriff wurde von der Gartner Group in den späten Achtzigern geprägt. Die Gartner Group gilt als Erfinder des “Total Cost of Ownership”-Konzeptes. Laut dem damaligen Modell wollte die Gartner Group die Unterhaltungskosten einer Softwarelösung (Support, Schulung etc.) in einem globalen Kennzahlensystem erfassen. Dieser Auftrag kam übrigens von Microsoft und wurde innerhalb von kurzer Zeit mit diesem Konzept gelöst. Bei den TCO’s gibt es zwei wichtige Bereiche:

Die direkten Kosten:

Hard- und Softwarekosten: Bei Google Analytics wird diese Art der Kosten überhaupt nicht berücksichtigt. Es fallen weder Kosten für die Wartung, die IT-Infrastruktur oder für das Asset-Management an. Es müssen keine teuren Softwarelizenzen erworben oder neue Hardwaregeräte angeschafft werden.

Bei einer ausschließlichen Betrachtung von direkten Kosten kann man sagen, dass Google Analytics kostenlos ist. Es gibt jedoch eine andere Kostenstelle, welche mit der Verbindung von Google Analytics sehr oft auftaucht. Diese Kosten werden als indirekten Kosten bezeichnet und sind im Vorfeld nur sehr schwer zu erfassen.

Die indirekten Kosten:

Administration: An dieser Stelle kommen die ersten Kosten auf die Unternehmen zu. Die Administration (nicht von GA) der Webseite und eine fehlerfreie Implementierung werden in der Regel durch die IT-Abteilung bzw. dem zuständigen Webmaster durchgeführt. Die meisten sehen die Administration und Implementierung als selbstverständlich an und rechnen es überhaupt nicht zu den Gesamtausgaben, welche mit der Einführung von Google Analytics entstehen können. Nach stundenlangem Debugging entstehen ganz wohl enorme Kosten, es sei denn, man hat genug freie Zeit zur Verfügung.

Support: Seit einigen Tagen gibt es das offizielle Support-Forum für alle Google Analytics-User. Diese Veröffentlichung hängt wahrscheinlich mit der kommenden Google Analytics Premium Version (ab 150.000 Dollar) zusammen. Bei der freien Google Analytics Version gibt es keinen direkten Support von Google. Nach dem Motto “pear-to-pear”-Support, sind auch andere Google-Foren wie zum Beispiel das AdWords-Forum aufgebaut. Aufgrund dieser Tatsache müssen die Firmen auf professionelle Support-Lösungen zurückgreifen, was natürlich wiederum zu neuen Folgekosten führt.

Trainingsmaßnahmen: Es gibt verschiedene Arten der Trainingsmaßnahmen in Unternehmen. Für den einfachen Webmaster liegen diese Kosten bei der täglichen Weiterbildung durch Blogbeiträge, Bücher und öffentliche Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Diese Art der Weiterbildung tragen die sogenannten Opportunitätskosten. Die Opportunitätskosten sind Kosten für den entgangenen Nutzen. Drei Jahre arbeiten und Gehalt bekommen oder drei Jahre lang BWL studieren? Sich täglich mit den News und Anleitungen über Web Analytics beschäftigen oder anderen Aktivitäten nachgehen? Genau wie das Preis/Leistungs-Verhältnis sind auch die Opportunitätskosten von den einzelnen Individuen abhängig. Es gibt keine allgemeingültigen Opportunitätskosten, denn jeder Mensch hat eine andere Sichtweise und Einstellung dazu. Bei den Unternehmen sieht es etwas anders aus. Die Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter aktiv ausbilden. Die Schulungen, Workshops und Seminare kosten eine Menge Geld. Die Investition in menschliche Ressourcen ist eine notwendige Maßnahme bei der Webanalyse. Die bekannte Regel 90/10 von Avinash Kaushik besagt, dass 90 Prozent in menschliche Ressourcen und nur 10 Prozent des Budgets in Soft- und Hardware investiert werden sollen.

Integrationskosten: Bei dieser Kostenstelle geht es um die Anpassung der firmeninternen Infrastruktur an die neue Software-Lösung. Besonders hier entstehen hohe Integrationskosten beim Einrichten einer aktiven Reportingstruktur innerhalb des Unternehmens. Weiterhin werden entweder bestehende Prozesse angepasst oder durch neue Lösungsansätze komplett ersetzt. Dies führt unter Umständen zu einer enormen Kostenerhöhung.

Schlussfolgerung

Die indirekten Kosten sind die Hauptkostenstellen beim Einsatz von Google Analytics. Es gibt immer noch sehr viele Webmaster, Marketing-Manager und CEO’s, die sich auf das Zählen von Pageviews konzentrieren. Deshalb entstehen auch keinerlei indirekten Kosten für die Unternehmen. Erst bei einer tiefer gehenden Analyse, die sich nicht mit der Frage “Wie viele Besucher haben wir?”, sondern mit der Frage “Was machen die Besucher bei uns auf der Seite?” beschäftigt, müssen gewisse Prozesse, Frameworks oder Vorgehensweisen angepasst werden. Die Beantwortung der “Was-Frage” kann nur mit zusätzlichem Aufwand und Kosten gelöst werden. Zusammengefasst kann man sagen, dass die Total Cost of Ownership die versteckten Kosten der frei verfügbaren Software-Lösungen ganz gut abbilden können und eine solide Kennzahl für eine Investitionsberechnung darstellen.

Somit wird die These, die von Google aufgestellt worden ist, dass Google Analytics kostenlos sei, mit den Total Cost of Ownership verworfen.

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Autor: Dimitri Tarasowski

Dimitri Tarasowski

Dimitri Tarasowski studierte an der Heilbronn University und an der USC (Australien) das Fach International Business mit dem Schwerpunkt auf Strategic Marketing. Seit 2006 arbeitet er als unabhängiger SEO Berater für KMU's aus dem süddeutschen Raum. Seit 2007 beschäftigt er sich verstärkt mit Web Analytics und Change Management. Folgen Sie ihm unter @tarasowski und Google+.

This post has 3 Comments

  1. Rene on 19. April 2013 at 14:50 Antworten

    Das ist richtig, trifft natürlich auch auf alle kostenlosen Tools und Programme zu, davon leben ja auch verschiedene Open Source Programme. Kurse kosten teilweise viel Geld.

  2. Dimitri Tarasowski on 21. April 2013 at 11:15 Antworten

    Wobei natürlich manche Geschäftsmodelle sehr intransparent sind. Man soll sich die Remarketing-Funktion von Google Analytics/AdWords anschauen, da muss der Cookie von doubleclick gesetzt werden, was natürlich nur für einen gewissen Zweck dient.

  3. Lily on 15. Mai 2013 at 08:32 Antworten

    Das ist absolut richtig. Solche Kosten werden oft nicht berücksichtigt. Aber alles womit man sich oder Mitarbeiter beschäftigen muss, kostet Zeit und somit auch Geld. Diese Problematik sehe ich auch bei den sozialen Netzwerken. Manche glauben sie müssten überall mitmachen, weil es ja kostenlos ist.

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