Web Analytics ist tot, es lebe Digital Analytics!

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Seit gestern hat die einzig weltweit bekannte Instanz für Web Analytics (Web Analytics Association) ihren Namen zu Digital Analytics Association geändert. Es findet ein Wandel von Web zu Digital statt. Die Rebranding-Kampagne ist die Folge des natürlichen Wandels in der Branche. Jim Sterne schreibt Folgendes über den Namenswechsel:

Our new name is a better reflection of the full gamut of the data analytics field that we strive to support.

Seit der Einführung von Mobile und Social Media hat sich die Weblandschaft dramatisch verändert. Die Interaktion der User findet über alle Marketing-Kanäle statt, deshalb wäre es wahrscheinlich nicht in Ordnung, dies alles als Web zu bezeichnen. Mit diesem Wechsel sehen wir als Web Analysten ganz klar, wohin der Trend geht. Es reicht nicht mehr aus, sich nur auf das Web zu konzentrieren, unsere Fähigkeiten müssen um weitere Skills erweitert werden. Man fragt sich nur, ob es vielleicht in acht Jahren einen anderen Trend oder eine andere Bezeichnung gibt, die es dann mit sich bringen, dass alle ursprünglichen Definitionen umgeschrieben werden müssen. Von heute auf morgen sind wir nicht mehr Web- sondern Digital-Analysten, mit dieser Tatsache muss man sich natürlich erst einmal anfreunden. Mit diesem Wechsel merkt man auch, dass die Branche sich in eine bestimmte Richtung bewegt, was meiner Meinung nach eine Bereicherung für uns alle sein wird!

Man stellt sich natürlich die Frage, was passiert mit der Bezeichnung “Web Analytics”? Gibt es weiterhin das Web Analytics oder nur noch Digital Analytics? Wo ist die Grenze zwischen den beiden Bereichen, wenn man sich auf die Messbarkeit des Webs konzentriert, ist man dann automatisch kein Digital-Analyst mehr? Leider findet man im offiziellen Press Release keine Antworten auf diese Frage. Meiner Meinung nach könnte Web Analytics ein Unterbereich des Digital Analytics werden, wie auch im klassischen Business Intelligence (BI) werden sich hier wahrscheinlich einige Kernbereiche heraus kristallisieren. Mir fallen spontan folgende Bereiche ein, die in Verbindung mit Web bzw. Digital Analytics gebracht werden können: Data-Warehousing, Data-Mining, Testing, Data-Integration, Predictive Analytics, Mobile Analytics etc. Wie man merkt, ist dieser Bereich über die Jahre viel komplexer geworden, was dazu letztendlich geführt hat, dass ein Brandwechsel notwendig war.

Ist es ein Trend?

In Abbildung 1.0 sehen wir, dass etwa seit 2005 der “Web Analytics”-Bereich verstärktes Interesse im Mainstream aufweist. Hier kann man auch erkennen, dass seit etwa zwei Jahren das Suchvolumina für den Suchbegriff “Digital Analytics” zugenommen hat.

Abbildung 1.0: Google Trends

Wenn man die beiden Werte vergleicht, dann sieht man ganz deutlich, dass es noch zu früh ist, alle Stricke abzureißen. Es wird natürlich noch spannender, diese Werte etwa in ein paar Monaten erneut zu vergleichen. Die Ex-Web Analytics Association hat mit dieser Rebranding-Kampagne ein Zeichen für die gesamte Online-Business-Welt gesetzt, nun stehen wir alle vor der Entscheidung: Wie sollen wir uns bezeichnen und auf was sollen wir uns konzentrieren? Die Heads hinter dem Ganzen wissen sicherlich, wieso und warum dieser Wechsel stattgefunden hat, doch für viele Leute da draußen, die sich mit diesem Thema befassen, ist es jetzt nicht klar, wohin die Reise gehen wird. Deshalb wünsche ich mir etwas mehr Transparenz und vor allem wegweisende Richtlinien, damit die entstandene Frage mit der eigenen Identität geklärt werden kann. Irgendwie ist man nun als “Web Analyst” sogar etwas “uncool”, weil sich jeder ab jetzt als “Digital Analyst” bezeichnen wird. Es wäre “unbedacht” zu behaupten, dass dieser Namenswechsel nur dazu da ist, auch andere Bereiche unter einen Hut zu bekommen.

Fazit

Dieser Wechsel wird meiner Meinung nach die gesamte Branche transformieren. Aus diesem Grund wäre es sehr wichtig, die Frage mit der eigenen Identität so schnell wie möglich klären zu können!!!

In einer Stadt namens Togo (Westafrika) gibt es ein interessantes Sprichwort zum Thema Wechsel: “Man kann sich nicht auf einmal für zwei Tage satt essen.” Das Gegenteil schrieb Friedrich Schiller: “Ein jeder Wechsel schreckt den Glücklichen, wo kein Gewinn zu hoffen, droht Verlust”.

Welches Zitat/Sprichwort passt am besten zu diesem Wechsel? Was denken Sie, wie wird sich diese Rebranding-Kampagne auf unsere Branche auswirken? Ist dieser Schritt wirklich notwendig gewesen und ist der Name “Digital” passend dazu? Oder ist es nur der alte Wein in neuen Schläuchen?

Nachtrag: Wir wollen Ihre Meinung!

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Autor: Dimitri Tarasowski

Dimitri Tarasowski

Dimitri Tarasowski studierte an der Heilbronn University und an der USC (Australien) das Fach International Business mit dem Schwerpunkt auf Strategic Marketing. Seit 2006 arbeitet er als unabhängiger SEO Berater für KMU's aus dem süddeutschen Raum. Seit 2007 beschäftigt er sich verstärkt mit Web Analytics und Change Management. Folgen Sie ihm unter @tarasowski und Google+.

This post has 4 Comments

  1. Darius Zumstein on 6. März 2012 at 15:12 Antworten

    Also ich persönlich erachte das Renaming bzw. Rebranding als sehr unglücklich. WAA war eine starke Brand, Web Analytics war und ist im Zuge, sich als Begriff und Disziplin einen Namen zu machen und sich zu etablieren, sowohl in der Theorie als auch in der Praxis.

    In der Web-Analytics-Branche verursacht so etwas mehr Verwirrung und Kosten als Nutzen. Der Aufbau einer Marke beginnt von vorne…
    Digital Analytics erscheint mir schwammig, klingt nach alles und nichts (natürlich sind heutzutage Daten meist digital!).

    Deswegen werden wir nicht zu Digitalanalysten (dieses Wort kann man nicht mal aussprechen!). Es lebe das Web Analytics!

    • Dimitri Tarasowski on 6. März 2012 at 15:15 Antworten

      Danke Darius,
      interessante Meinung, ich hoffe, dass es sich noch ein paar Leute dazu äußern werden…

      Grüße,
      Dimitri

  2. Karlo on 6. März 2012 at 16:34 Antworten

    Hi Dimitri,

    meiner Meinung nach ein längst fälliger Schritt, da der Großteil der registrierten Mitglieder/Unternehmen bereits über das „Web“ in „Web Analytics“ hinaus sind. Die Rede ist von der Verknüpfung aller geschäftsrelevanten Daten, die erhoben werden.

    Füge Deiner Google Trends Betrachtung noch „Big Data“ hinzu, dann sollte deutlich werden, warum man seitens der weltweit bekanntesten Analytics-Instanz dieses Re-branding anstrebt.

    Web Analytics war/ist nur ein weiteres Tool, um Geschäftsziele zu verfolgen und an den richtigen Stellen zu optimieren. Denn, so wie sich die Experten in dem Gebiet einig sind… Website KPI´s werden von den Unternehmenszielen abgeleitet.

    90% der heutigen Daten sind allein in den letzten 2 Jahren entstanden (Quelle: IBM) Und wir reden hier von Daten, die auf irgendeine Weise digitalisiert wurden (CRM, Website, Research, offline etc)

    Das Speichern dieser Daten hat früher Unmengen an Ressourcen gekostet, insofern war das Thema Big Data Analytics vorerst nur den Global Playern vorbehalten, mit großen Serverlandschaften und Abfragedauern (beim Segmentieren ;-) von bis zu mehreren Stunden. Der Fortschritt dieser Technologie wird es nun in Zukunft auch kleineren Unternehmen ermöglichen, Analytics im breiteren Sinne zu betreiben. Web Analytics Daten werden dabei weiterhin eine tragende Rolle spielen, allerdings sind sie nur ein Teil aller Daten, die von den ‚Data Scientists‘ zur Digitalen Analyse herangezogen werden.

    Man betrachte zum Beispiel Punkt 3.13.6 Datenintegration der damaligen Web Analytics Umfrage der Universität Fribourg http://www.feld-m.de/studie_wa.pdf #winkewinke an Darius =)

    “Wie bei anderen Informationssystemen auch gibt es im Web Analytics das Problem, dass geschäftsrelevante Daten und Metriken isoliert erhoben, gespeichert und ausgewertet werden.”

    Dieses ‘Problem’ ist für Digital Analysts keines mehr.

    Viel Text =) Bin auch auf weitere Meinungen gespannt.

    VG
    Karlo

    • Dimitri Tarasowski on 6. März 2012 at 16:52 Antworten

      Hi Karlo,
      alles sehr wichtige Punkte die du ansprichst, ich bin wirklich gespannt wie sich die Sache entwickeln wird. Was sind wir nun? Web- oder Digital?

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